Vortrag
Samstag 16.9.2023
13:00 - 14:00
Tanzsaal

Im Zuge der psychedelischen Renaissance – die eigentlich eine psychoaktive Renaissance ist, weil sie über die Verwendung von explizit psychedelischen Katalysatoren weit hinausgeht – interessieren sich immer mehr Menschen für die bewusstseinsverändernden Technologien, die z.B. bei schamanischen indigenen Ethnien seit Jahrtausenden zur Anwendung kommen und daher in deren Gesellschaftsstrukturen entsprechend eingebettet sind. Unserer Kultur fehlt genau dies: die Tradition, der geistige Hintergrund, die schamanische Kosmologie – und damit die Erfahrung im Umgang mit psychologisch wirksamen Organismen, Substanzen und Zubereitungen.

Die Ethnologin, Schamanismus-Expertin und Kunsthistorikerin Claudia Müller-Ebeling und der Ethnobotaniker und Drogenforscher Markus Berger gehen in ihrem gemeinsamen Vortrag auf die schamanische Weltsicht und deren Implikationen für psychoaktive Anwendungen ein und erläutern, wieso die Adaption von Ritualen indigener schamanischer Ethnien für uns nicht oder nur bedingt von Nutzen ist. Sie legen dar, dass das Nachahmen von fremden kulturellen Inhalten, die wir nicht verstehen und die uns deshalb als Hokuspokus erscheinen, also schlichtweg abstrakt bleiben, tendenziell nicht zum Ziel führt – beispielsweise zu Heilung, Orientierung und Hedonismus. Stattdessen sind wir nun gefordert, eigene Rituale zu etablieren. Wie das funktionieren kann und welche Notwendigkeiten dies mit sich bringt, wird ebenfalls Inhalt des Vortrags sein.

Über Claudia Müller-Ebeling

Dr. phil. Claudia Müller-Ebeling (Jahrgang 1956) studierte Kunstgeschichte, Ethnologie, Indologie und Literaturwissenschaft in Freiburg, Hamburg, Paris und Florenz. Promovierte in Kunstgeschichte über visionäre Malerei im 19. Jahrhundert am Beispiel des französischen symbolistischen Malers Odilon Redon.

Studienreisen zur Erforschung des Heilpflanzenwissens und Gebrauchs auf Guadeloupe (Karibik) und auf den Seychellen. Langjährige Erforschung des Schamanismus in Nepal mit vergleichenden Studien in Korea, im Amazonasgebiet von Peru und in Kolumbien.

Tätigkeiten:

  • Kunsthistorikerin beim Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zur Bestandsaufnahme des Jugendstilkatalogs.
  • Pressereferentin bei Greenpeace Hamburg.
  • Kulturreferentin der Wohnungsgenossenschaft Gartenstadt Hamburg eG mit Recherchen zur oral history beauftragt, die in zwei Buch-Publikationen und einem Film über Berne Damals resultierten.
  • Chefredakteurin von DAO, einem (inzwischen eingestellten) Magazin für fernöstliche Lebenskünste.
  • Freiberuflich tätig für die Hamburger Kunsthalle. Lektorate und Übersetzungen aus dem Englischen für diverse Verlage (u. a. Diederichs und AT).
  • Lehrtätigkeiten als Ethnologin beim gemeinnützigen Verein Ethnomed ®und im Hamburger Institut für Völkerkunde.
  • Beiratsmitglied “Europäisches Collegium für Bewußtseinsstudien” (ECBS/ ECSC)
  • Gründungsmitglied (mit Hans van den Hurk und Arno Adelaars) der Kongressorganisation „Psychoactivity“ mit Sitz in Amsterdam.
  • Referentin von Kongressen in Deutschland, in der Schweiz, in den USA, in Mexiko, Frankreich und Australien.

Autorin diverser Artikel und Bücher zu kulturhistorischen, fernöstlichen und ethnologischen Themen (siehe Veröffentlichungen).

Lebt als freischaffende Wissenschaftlerin, Referentin (im In- und Ausland), Autorin und Übersetzerin in Hamburg.

Über Markus Berger

Kulturschaffender innerhalb der psychedelischen Bewegung, Ethnopharmakologe und privater Drogenforscher. Berger entdeckte zum Beispiel die psychotropen Eigenschaften der heute in der Psychonautik beliebten Orchideengattung Dendrobium.

Markus Berger ist Schriftsteller und Autor von knapp 40 Büchern zur Ethnobotanik und Drogen- und Rauschkunde, zahlreichen Buchbeiträgen, einem Doppel-DVD-Album sowie von mehr als 3500 Fachartikeln zur Thematik der psychotropen Substanzen, die in Fachmagazinen auf der ganzen Welt erschienen sind. Markus Bergers Buchwerke wurden und werden in verschiedene Sprachen übersetzt, der Autor und Referent hielt und hält Vorträge auf zahlreichen internationalen Tagungen sowie online.

Er ist außerdem Chefredakteur des Magazins Lucys Rausch und Co-Verleger des Nachtschatten Verlags sowie Initiator und Veranstalter der Kongressreihe Entheovision in Berlin (seit 2014 unter anderer Federführung) und weiterer Symposien, Produzent und Moderator der Videocasts Drug Education Agency (DEA), Nachtschatten Television (auf demselben Kanal) und anderer Formate.

Unter dem Label Project Changa produziert Markus Berger überdies psychonautisch inspirierten Psytechno. Seine früheren psychedelisch-avantgardistischen Sprachkunstwerke sind in verschiedenen Verlagen in Form von Büchern, Broschüren und Zeitschriftenbeiträgen erschienen.