Lesung
Freitag 15.9.2023
19:00
Tanzsaal

Mit seinem neuen Buch nimmt Norman Ohler den Faden seines internationalen Bestsellers Der totale Rausch auf und zeigt in einer ebenso spannenden wie amüsanten historischen Detektivarbeit, weshalb unsere Drogenpolitik mehr ideologischen als wissenschaftlichen Motiven folgt, welchen Einfluss die US-amerikanischen Regierung darauf hatte und warum sowohl die Gesellschaft als auch Politik und Wirtschaft noch heute davon geprägt werden. Drogen spielen eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Menschheit, wie Norman Ohler in Der totale Rausch am Beispiel der NS-Diktatur aufgezeigt hat. In Der stärkste Stoff untersucht er nun, wie Entwicklung, Produktion und Verbreitung psychedelischer Substanzen die Gesellschaft von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis heute beeinflussen. Bei seinen gründlichen und zugleich abenteuerlichen Recherchen in Archiven in Europa und den USA differenziert der Autor beim Blick auf Drogen zwischen drei Dimensionen: ihre Funktion als Rauschmittel, als Bewusstseinskontrolle sowie als Medikament. 

Am Beispiel der Entdeckung von LSD bringt das Buch Licht in das Zusammenspiel aus wissenschaftlicher Forschung, staatlichen Behörden und hedonistischer Drogenkultur. Es treten u.a. auf: Albert Hofmann und die Basler Firmen Sandoz und Novartis, Harry J. Anslinger und sein Federal Bureau of Narcotics, Richard Nixon und Elvis Presley, Aldous Huxley und John Lennon, sowie die Eltern des Autors. Zum ersten Mal enthüllt wird eine prekäre Verbindung zwischen dem Sandoz-CEO Arthur Stoll, dem Urvater aller Psychedelika, und dem führenden NS-Biochemiker Richard Kuhn, die dazu führte, dass sich die Nationalsozialisten für Psychedelika als mögliche »Wahrheitsdrogen« interessierten – und erst deshalb das Interesse des Militärs und des Geheimdienstes der USA für diese Stoffe geweckt wurde.

Der stärkste Stoff schildert, wie eine ganze Medikamentenklasse, die bei sonst kaum heilbaren Krankheiten hilfreich sein könnten, im Spannungsfeld des untergehenden NS-Regimes und beginnenden Kalten Krieges unter die Räder kam. Nur wer diese frühe Geschichte von LSD versteht, kann die aktuellen Diskussionen rund um die »psychedelische Renaissance«, dem nächsten Boom in der Pharmaindustrie, einschätzen.

Über Norman Ohler

Norman Ohler, geboren 1970 in Zweibrücken, lebt in Berlin und ist Autor von vier Romanen und drei Sachbüchern. Unter anderem veröffentlichte er mit Die Quotenmaschine 1995 den ersten Hypertext-Roman weltweit. 2015 erschien der New York Times Bestseller Der totale Rausch – Drogen im Dritten Reich, 2017 der historische Roman Die Gleichung des Lebens und 2019 Harro & Libertas – eine Geschichte von Liebe und Widerstand. Sein Werk wird in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Der stärkste Stoff erscheint ab Herbst u. a. in Frankreich, Polen, Italien, Spanien, Ungarn, der Tschechischen Republik, Estland, Rumänien und Brasilien, ab Frühling 2024 in den USA und Großbritannien.