Vortrag
Freitag 15.9.2023
19:00 - 20:00
Tanzsaal

Das Bild des Joints rauchenden US-amerikanischen hedonistischen ‚Hippies‘ aus San Francisco mit langen Dreadlocks und bunten Batikkleidern hat sich im kollektiven Geschichtsbewusstsein festgesetzt. Dabei bahnte sich zur selben Zeit nicht unweit von San Francisco eine technologische Wende an: Das Silicon Valley entstand – ein Ort der milliardenschweren Investitionen in eine digitale Zukunft. Zwischen der ersten psychedelischen Bewegung der 50er und 60er Jahre und der Entwicklung des Silicon Valleys gab es mehr als nur räumliche Gemeinsamkeiten. Denn bereits vor der gegenkulturellen Bewegung experimentierten einflussreiche Akteure des entstehenden Silicon Valleys selbst mit Psychedelika – sie erlangten Erkenntnisse und generierten daraus Ideen, die die ideelle Gründerkultur des Valleys maßgeblich beeinflussten. Welche Netzwerke bildeten sich ausgehend von den psychedelischen Erfahrungen der Akteure? Welche Ideen prägten sie? Und welche Rolle sollten digitale Technologien ursprünglich für die Verbreitung dieser Ideen spielen? In diesem Vortrag wird ausgehend von einer Netzwerkanalyse der Akteure und deren Ideen ein erster Überblick zur Synthese psychedelischer Erfahrungen mit technologischen Innovationen im Bereich der Computerentwicklung, des systemischen und ökologischen Denkens sowie der Demokratieentwicklung und weltweiten Friedenssicherung angeboten. Wir werden verstehen, wie die durch psychedelische Erfahrungen vereinten Akteure in interdisziplinären Netzwerken eine Vision erarbeiteten: „Changing the Images of Man“ (1982) – nicht allein durch Psychedelika, sondern auch durch globale Kommunikationsnetzwerke basierend auf computergestützter Technologie.

Über Tom Saborowski

Tom Saborowski ist Student der Geschichte und Ethik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Als Hilfswissenschaftler der Professur Geschichte der Neuzeit unter Leitung von Frau Prof.in Silke Satjukow beschäftigt er sich unter anderem mit der gegenkulturellen Bewegung und der Entwicklung des Silicon Valleys in den USA seit den 1950ern sowie der Genese und Wirkungsweise digitaler Medien. Daneben interessiert er sich insbesondere für den epistemologischen Wert und die Integration achtsamkeitsbasierter Praktiken in schulische Strukturen. Sein Forschungsinteresse ist maßgeblich durch den Zen-Buddhismus inspiriert. Er ist als Konflikt- und Gewaltpräventionsberater in Schulen und als Koordinator für die studentische UniMIND Gruppe Halle-Leipzig der MIND-Foundation tätig.